Wenn es „Knack“ macht und der Körper Stopp sagt
Seitdem ich in diesem Blog über meinen Weg zum Berlin-Marathon schreibe, war jeder Beitrag eine Freude für mich. Es lief einfach gut, und ich habe gerne mitgeteilt, wie hart ich wieder trainieren und Wettkämpfe bestreiten konnte.
Doch auch ich kann meinen Körper nicht betrügen. Ich kann ihm nicht mehr abverlangen, als er imstande ist, zu leisten. Daher muss ich heute hier zugeben: Es war zu viel. In den zurückliegenden vier Wochen habe ich mich zu sehr unter Stress gesetzt, ich war in zu vielen verschiedenen Projekten involviert – und das alles hat mehr Kraft gekostet, als ich dachte. Dazu kamen noch die vielen intensiven Trainingseinheiten, in der Summe war die Belastung zu groß. Mein Körper hat schließlich gesagt: Stopp.
Bis dahin lief es zwar noch eine Weile, aber ich hätte früher ein, zwei Gänge herunterschalten müssen. Denn weil ich jeden Lauf durchgezogen hatte, wurden die Muskelansätze in den Beinen immer fester. Bis eben zu dem ominösen Tag in Neu-Isenburg. Ich wollte dort den Zehnkilometer-Lauf als Test absolvieren und merkte schon wenige Meter nach dem Start, dass die hintere Muskulatur im rechten Oberschenkel verspannt war. Doch weil sich diese Verspannung während des Rennes löste, war ich guter Dinge, und ich bin mit hohem Tempo weitergelaufen. Tja, und das war der Fehler. Denn bei Kilometer 9,2 hat es im hinteren Oberschenkel „Knack“ gemacht, es war ein Geräusch, wie wenn man auf ein Stöckchen tritt. Ab dann verlor ich die Kontrolle über das Bein, es schien, als wollte es nicht mehr zu meinem Körper gehören.
Auf meinem Weg ins Ziel habe ich versucht, irgendwie das Bein zu entlasten, das war anstrengend und sah bestimmt nicht grazil aus. Aber: Ich kam im Ziel an, 37:36 war meine Endzeit. Doch das war nicht mehr meine Sorge, denn ich musste mich jetzt um die Schmerzen kümmern: Was war da los? Was war kaputt? Ließ es sich schnell therapieren?
Ein MRT brachte Diagnose und Gewissheit: Muskelfaserriss und eine fortgeschrittene Sehnenansatzreizung im hinteren Oberschenkel. Schnell therapiert man so etwas erst einmal nicht. Laufpause, kühlen – darum ging es jetzt. Der Berlin-Marathon findet ohne mich statt. Zwei, drei Tage brauchte ich, um mich mit dieser Zwangs-Entscheidung zu arrangieren.
Klar ist die Enttäuschung groß, aber so ist der Sport – manchmal sogar erbarmungslos. Für mich ist die Absage trotzdem kein Drama. Das Training hatte bis zu diesem Moment enormen Spaß gemacht. Gerade die Einheiten im Team, mit meinen Athleten, waren sehr bereichernd und erlebnisreich!
Es gibt ein nächstes Mal! Dann aber mit mehr Rücksicht auf das Alter sowie der nötigen und längeren Regeneration zwischen den Einheiten. Der Kopf will aber manchmal bin ich zu motiviert. In meinem Kopf steckt eben immer noch die alte Leistungssportlerin, die Spaß daran hat ihren Körper zu fordern, auch wenn dieser sagt: nein. Das ist eine lehrreiche Erfahrung – die ich an alle weitergeben möchte: Hört auf euren Körper. Danke an alle, die mich bis jetzt begleitet haben, und viel Erfolg denen, die in Berlin starten.